Das Leben ist gar nicht so. Es ist ganz anders. 23.3. – 3.6.2012
Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Stadt Penzberg
Ein Video zur Ausstellung ist abrufbar unter https://vimeo.com/39662802
Im vergangenen Jahr verstarb die aus Oberammergau stammende Malerin Elisabeth Endres (1942-2011). Die klare Formensprache ihrer gegenständlichen Bilder wurde von der Pop-Art geprägt. Dennoch blieb sie eine sensible Beobachterin der Natur und entwickelte ihre malerische und zeichnerische Technik in selbstverständlicher Auseinandersetzung mit der europäischen Tradition. Die Faszination dieser Künstlerin durch klare Schönheit und Stilisierung bedeutete eine Herausforderung, sich technisch zu perfektionieren. Andererseits waren ihr die Inhalte, die Botschaften ihrer Bilder extrem wichtig. Vielfach war sie bereit, sich im Naturschutz und bei gesellschaftspolitischen Themen kompromisslos zu engagieren. Hier fand sie ihre Motive, aus denen sie ihre eigene Bildsprache entwickelte. So unterschiedlich ihre Themenkreise auch sind, ihre Motive zeigt sie einerseits als perfekte künstliche Wesen, andererseits als in ihrer Existenz und Eigenart bedroht. Immer wieder werden rituell zugerichtete Frauenbilder vieler Kulturen vorgeführt. Sie zeigt Tiere als Schlachtmaterial oder auch die Bedrohung von Natur und Zivilisation durch Atombomben. Ihre besondere Zuwendung galt den Indianern Nordamerikas. Viele Jahre hat Elisabeth Endres in Amerika verbracht und sich für Indianer engagiert, ihre Rechtlosigkeit mitempfunden und gehofft, in deren Kultur eine alternative Lebensform zu finden.
Die Bilder von Elisabeth Endres beeindrucken durch ihre angespannte Statik und Schönheit. Die Faszination durch eine perfekte Äußerlichkeit steht in Spannung zu der Vielschichtigkeit ihrer eigenen Wahrnehmungen. Beides zum Ausdruck zu bringen ist ihre künstlerische Aufgabe. Daraus resultiert das – manchmal verzweifelte – Anliegen, die Spuren der Wahrnehmung der fremden, kalten Oberfläche einzuschreiben. Ihre so kühlen Bilder sind zugleich hochemotional.
Typisch für Elisabeth Endres ist ihr subversiver Blick auf gestylte Idole, also Kultfiguren in ihrer faszinierenden Unangreifbarkeit: Marylin Monroe, Maria Callas, aber auch Oberammergauer Bäuerinnen in ihrer Tracht oder barocke Madonnenfiguren sind typische Versatzstücke ihrer Motivwelt. In ihren teils fotorealistischen Bildern unterwirft sie diese Idole subtilen Eingriffen und Störungen, in denen sie ihre Themen so reflektiert wie emotional durcharbeitet. Figuren werden angeschnitten, durch andere Formen überlagert und der Realismus jedenfalls empfindlich gebrochen. In den frühen Arbeiten bevorzugt sie quadratische Formate sowie eine zurückhaltende Farbgebung und arbeitet mit Überblendungen und Farbverschiebungen. In den 90-er Jahren gewinnen ihre Farben an Leuchtkraft. Die Figuren werden segmentiert. Die Bildformate werden größer, vor allem breiter, indem die Künstlerin zu Bildsequenzen übergeht. Farben erhalten eine eigene Existenz und werden zu Gestaltungselementen der Komposition. Eine ganz andere Sprache sprechen die graphischen Blätter. Einen Zyklus widmet Elisabeth Endres „Ausgerotteten Tieren“, den Mitgeschöpfen, denen ihr Existenzrecht erfolgreich bestritten wurde. Hier wird kein künstlerischer Kampf mit der Perfektion ausgefochten wie in der Malerei. Sensibel und in lustvoller Kleinteiligkeit fabuliert die Zeichnerin eine Welt, der sie kein „Nein“ entgegensetzen muß.